«Kunschtschaffendi bruche Prise»

 

Warum Preise für die Kunst wichtig sind, Kunstschaffende sie gern entgegennehmen und was Filmindustrie und Kirche gemeinsam haben, erklärt Mundart-Dichter Pedro Lenz in seiner Festrede zur Verleihung des Filmpreises der Züricher Kirchen. Hier seine mit grossem Applaus quittierte Ansprache im Wortlaut.

Liebi Aawäsendi, liebi Damen und Herre, liebi Füumschaffendi, liebi Jurymitglieder vom Füumpris vo de Zürcher Chile, härzlech gueten Oobe.

 

Dir wüssts aui, gli gits do e Priis, gits e Priisverleihig, gits e Füumpriis, wird hoffetlech gfiiret und gfeschtet und die oder dä, wo dä Füumpriis überchunnt, het ne ganz zwifulos fescht verdient.

 

Aber ou die, wo vilecht ghoffet hei, si chieme dä Priis über und wo ne jetz de trotzdäm nid überchöme, hätte ne vermuetlech äbefaus verdient gha, ou wenns haut so ne Priis eifach a sech het, dass ne nid aui chöi übercho, wöu das süscht der Priis würd verwässere und so ou würd entwärte, was niemer cha wöue, auso chunnt der Priis numen öpper über, aber dä oder die de ganz sicher zu rächt.

 

«Filmpreis der Zürcher Kirchen» heisst dä Priis offiziell, der Füumpriis vo de Zürcher Chile isch e Priis wo ds Füumschaffe und der Dialog zwüsche de Religione und de Kulture söu fördere.

 

E Priis cha das, e Priis cha das aues, e Priis cha ne Dialog i gang bringe, e Priis cha öpper fördere, e Priis cha öppis fördere, e Priis cha motiviere, e Priis cha nes Zeiche setze, e Priis vor Chile, e Priis ir Kunscht cha Kunschtschaffendi vorübergehend vor em Prekariat rette, e Priis ir Kunscht löst öppis us bi dene wo nen überchöme und bi dene, wo ne gärn ou hätted übercho.

 

Und sicher löst so ne Priis ou bim Publikum öppis us, bim däm Teil vom Publikum wo vilecht scho lang het dänkt, dä Priis müess mou cho, dä Priis sig höch verdient, dä Priis sig überfäuig, aber ou bim däm Teil vom Publikum, wo gar no nid tschegget het, wi guet dass dä Füum würklech isch, e Füum wo töu Lüt möglecherwiis sogar scho chli guet hei gfunge, ohni di ganzi Güeti scho chönne z erfasse.

 

E Füumpriis isch nid eifach, e ganz normale Kunschtpriis, e Füumpriis isch immer ou e Priis für ne populäri Kunschtform, für ne Kunschtform, wo zu de Mönsche häre geit, wöu jede Füum ou der Dialog und wöu jede Füum ou d Usenangersetzig mit dene oder ds Verständnis vo dene suecht, wo ne gö go luege.

 

Füum isch fasch zwangslöifig d Kunschtform vor Debatte, das foht bir Gäudbeschaffig aa und hört no denn nid uf, wenn der Füum usgschpüut und ir Cinémathèque archiviert isch.

 

Glichzitig isch der Füum ou e Kunschtform, wo di Kunschtschaffende zum Teamwork zwingt, me cha ne Füum ir Regu nid allei mache, nid allei produziere, nid allei finanziere, nid allei vertriibe und drum isch e Füum normalerwiis, scho im auererschten Entwurf, öppis Kollektivs, auso es Kunschtwärch vo verschidene Lüt, wo mitenang und fürenang hei gschaffet.

 

Wäge däm machts sicher Sinn, dass en Inschtitution wi d Chile, e Füumpriis entrichtet, wöu d Chile vo ihrem Wäse här, wi d Füuminduschtrie, numen im Kollektiv dänkbar und läbbar isch, wöu d Chile, wi d Füuminduschtrie, numen im gläbte Kollektiv e Berächtigung het.

 

Künschtlerinnen und Künschtler bruuche Priise wöu Priisen ou es Zeiche vore öffetleche Anerkennig si und wöu Prisen ussertdäm e Rächtfertigung si gäg usse, wenn e Künschtlerin oder e Künschtler wieder einisch muess erkläre, worum dass si oder är Kunscht macht, wo vilecht unverstange, wo womöglech sogar brotlos isch, wöu Kunscht meischtens brotlos, wöu Kunscht mängisch prophetisch, wöu Kunscht meischtens errunge, wöu Kunscht säuten e Säubschtlöifer, wöu Kunscht meischtens minoritär isch und wöu der Priis, wo öpper zauht, wenn är oder si sich entscheidet Künschtlerin oder Künschtler z wärde, wenn är oder si sich entscheidet ds eigete Läbe der Kunscht z widme, meischtens e höche Priis isch, e Priis, wo me mit em ne Priis, mit em ne Kunschtpriis oder mit em ne Füumpriis, eigetlech nume schwär cha ufwiege.

 

Verstöht mi bitte nid fautsch, i wott d Bedüttig vo däm Füumpriis, oder d Bedüttig vo Prisen ir Kunscht uf ke Fau schmälere.

 

Kunschtschaffendi bruche Prise, Kunschtschaffendi näh gärn, näh ir Regu sehr gärn, Priisen entgäge.

 

Kunschtschaffendi si dankbar, dass es Priise git.

 

Kunschtschaffendi näh Priise, ir Regu mit Fröid entgäge, Kunschtschaffendi bedanke sech und si si grüehrt, und si dänken im Momänt, wo si e Priis überchöme, meischtens a ihri Liebschte, a ihri Wäggfährte, a ihri Familien und a aui, wo sech mitfröien, wo se mitträgen und wo mitverantwortlech si, dass me so ne Wäg cha go.

 

Kunschtlerinnen und Künschtler näh ne Priis wi ne Wanderstab, wo se stützt uf em Wäg, wo scho lang witergeit.

 

Wöu ou dä oder die, wo jetz de gli do der Füumpris überchunnt, isch i Gedanke scho lang bim nöchschte Projekt, bir nöchschten Useforderig.

 

Für Kunschtschaffendi isch jede Priis ussertdäm ou öppis, wi ne Rächtfertigung, e Rächtfertigung dene Mönsche gägenüber, wo nid chöi verstoh, oder nid wei verstoh, was si mache.

 

Ou drum si mir Künschtlerinne und Künschtler so dankbar für die Priise, für Priise wo mer überchöme oder füür Priise wo mer vilecht chönnten übercho, wöu Priisen öppis wi ne Fähigkeitsuswiis si, e Fähigkeitsuswiis wo bestätiget, dass men i däm Fach, wo me der Priis het übercho über di nötige bruefleche Fähigkeite verfüegt, d Büez nid nume guet, sondern hervorragend z mache.

 

Und trotz auer Dankbarkeit chöi mer normalerwiis aus Künschtlerinnen und Künschtler nume schwär usblände wele Priis, dass mer vorhär scho hei müesse zahle, für dass mer nis mit Liib und Seeu ar Kunscht hei häreggä, für das mer irgendeinisch priiswürdig si worde.

 

E Künschtlerin oder e Künschtler, glich ob bim Füum oder bi süscht ere Kunschtsparte, zauht e höche, soziale Priis, der Priis vor Ungwüssheit, der Priis vor Unsicherheit, der Priis vor Unstetigkeit, der Priis vor Instabilität, der Priis vom ewige Zwiifu, der Priis vor Einsamkeit, der Priis vor Unverstangeheit.

 

Kunschftschaffendi si nid säute Mönsche wo vüu Ruum bruche, Mönsche wo meh Zueneigig und meh Verständnis bruuche, aus si säuber chöi gä, Mönsche wo für ihri Nöchschte, e Zuemuetig chöi si, Mönsche wo schlächt chöi Sorg ha zu sich säuber, und wo ir Regu schlächt chöi Sorg ha zu angerne.

 

Das isch leider nid eifach es Clischee, das isch e truurigi Wohrheit, wöu me Kunscht nid unverbindlech oder virtuell cha betribe, sondern nur unger Iisatz vo auem wo me het und vo auem wo me nid het.

 

Und ou wenn d Kunscht gärn ds Schönen und Edle zeigt, versteckt si nid säute, di angeri, di tragischi Site.

 

Ou wäge däm si Kunschtpriise so wichtig, wöu d Priise der Priis, wo di Kunschtschaffende zahle, häufen erträglecher mache, wöu d Priise der Priis häufe müuder mache.

 

Liebi Füumschaffendi, öpper vo öich chunnt jetz de grad e wouhverdiente Priis über, für das gratulieren i scho jetz vo Härze.

 

Aui angere hätte zimlech sicher ou e Priis verdient und chöme dä Priis wahrschiinlech ou mou über, vilecht gli und vilecht nid so gli, aber hoffetlech no rächtzitig.

 

I wünsche öich aune witerhin es schöns Fescht und danke für d Ufmerksamkeit.

 

Merci vüu Mou.